Vorsorge-Untersuchung

Die Vorsorgeuntersuchung versucht Kenntnisse aus der Evidenz basierten Medizin (i.e. auf der Basis wissenschaftlicher Untersuchungen gewonnene Kenntnisse) in ein wirksames Vorsorgekonzept zu bringen. Es fließen Erkenntnisse der modernen Lebenstil-Medizin ein. Dies bedeutet durch Aufklärung, Patienten auf die heute messbaren Gefahren durch bestimmte Verhaltensweisen (Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss, Übergewicht, Bewegungsmangel) hin zu weisen. Dadurch soll er motiviert werden dieses zu ändern. Die weitere Rolle des Arztes besteht darin ein „Gesundheitsmanager“ durch seine  Beratungstätigkeit in jedem dieser einzelnen Punkte zu sein.

Bei Menschen über 50 wird die Darmkrebsvorsorge erweitert. Dies bedeutet, dass zusätzlich zur Testung auf Blut im Stuhl, die Dickdarmspiegelungen, die sich besonders wirksam in der Erkennung von Frühstadien einer Darmkrebserkrankung erwiesen haben angeboten werden.

Bei Menschen über 65 wird vermehrtes Augenmerk auf die Hör- und Sehleistung gelegt. Dass deren Funktion mit dem Alter abnimmt ist jedem bekannt. Die Früherkennung von Funktionseinschränkungen soll primär die damit assoziierte Unfallhäufigkeit senken.

Einbeziehung von Paradontalerkrankungen (Zahnfleischerkrankungen).

Es sollen nicht nur Untersuchungen durchgeführt und Werte erhoben werden, sondern auch die Beraterrolle des Arztes verstärkt werden.

Wozu?

Primärprävention: Risikofaktoren erheben und beeinflussen. Untersuchungen zeigen, dass die Beeinflussung von Risikofaktoren, die das Auftreten bestimmter Krankheiten fördern, effektiv ist. Als Beispiel: Die Schlaganfallhäufigkeit konnte durch Senkung des Blutdruckes und der Blutfette in den letzten Jahrzehnten um 40% gesenkt werden.

Sekundärprävention: Angebotene Untersuchungen die es kostengünstig ermöglichen bereits vorhandene Veränderungen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen und damit einer effizienten Therapie zugänglich machen. Durch das rechtzeitige Erkennen von Veränderungen kam es in den letzten Jahren zu einer dramatischen Verbesserung der Heilungs- und Überlebensrate bei vielen Erkrankungen. Als Beispiel: Der Gebärmutterhalskrebs, eine der häufigsten Krebsformen, wurde früher meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert und war somit ein Todesurteil. Im Frühstadium ist diese Erkrankung jedoch fast immer heilbar und das mit nur selten danach auftretenden Problemen.

Vorsorge für wen?

Anspruchsberechtigt sind alle Sozialversicherten ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. In unterschiedlichen Altersstufen werden teilweise unterschiedliche Untersuchungsblöcke angeboten. Weiters soll ein Einladesystem jene die bereits bei einer Vorsorgeuntersuchung waren, zur regelmäßigen Wiederholung (alle 1-3 Jahre, je nach Risiko) motivieren. Genauere Information über den Ablauf und Inhalte finden Sie im Internet bei der Österreichische Sozialversicherung.

Was gibt es noch/ Was fehlt?

Das von den Sozialversicherungen vorgestellte Konzept ist engagiert. Ich denke jedoch, dass einige Komponenten dabei nicht, oder zu wenig, berücksichtigt wurden.
Die Beraterrolle des Arztes Beratung ist zeitaufwendig und benötigt zusätzliche Fähigkeiten und Kenntnisse die in der „normalen“ Arztausbildung nicht gelehrt werden.  Um in bestimmten Bereichen kompetent beratend tätig zu sein bedarf es mehr als in der Vorsorgeuntersuchung vorgesehen. Bestes Beispiel bietet der Teil „Körperliche Aktivität“: Die Erhebung der Leistungsfähigkeit wird darin nicht eindeutig definiert. Ebenfalls fehlt eine klar definierte Trainingsempfehlung. Jemanden nur zu empfehlen sich mehr zu bewegen ist sicherlich nicht genug. Würden Sie nochmals einen Arzt aufsuchen der Ihnen bei Feststellung eines erhöhten Blutdruckes empfiehlt irgendein Blutdruckmedikament einzunehmen?

Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen

(nur teilweise durch Mutter-Kind-Paß und Schulärzte abgedeckt)

Vorsorge müsste viel früher beginnen. Für viele Erkrankungen wird bereits in der Kindheit der Grundstein gelegt. Angesichts der letzten Entwicklungen dürfte in den nächsten zwanzig Jahren ein schwerwiegendes gesundheitspolitisches Problem auf uns zukommen. Es gab noch nie so viele übergewichtige und bewegungsverarmte Kinder, wie heute. Eine Entwicklung, die in absehbarer Zeit zu einem erheblichen Ansteigen damit verbundener Erkrankungen führen wird. Vor allem der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ II) und den entsprechenden Folgeerkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsappartes.

Bewegungsapparat

Leider ist dieser auch in der Vorsorgeuntersuchung nur unzureichend vertreten. Nachdem wir Menschen Millionen von Jahren unseren Bewegungsapparat ständig zum Überleben benötigten und ihn damit auch ständig trainierten sind wir nun mit einem Untertraining konfrontiert. Dies ist eine Entwicklung, wie bereits angedeutet, die zahlreiche Probleme hervorruft. Störungen des Bewegungsapparates sind die häufigste Ursache für Krankenstände, vorzeitige Pensionsantritte und Pflegebedürftigkeit.

Qualitätskriterien & Checklisten
  • Überdenken Sie Ihre Lebensgewohnheiten
  • Gehen Sie zu einem Arzt Ihres Vertrauens
  • Machen Sie eine Vorsorgeuntersuchung (Viele Aspekte der Vorsorgeuntersuchung NEU
    sind gut durchdacht und sehr sinnvoll)
  • Suchen Sie sich für die Aspekte, die ihr Arzt nicht abdecken (kann) Hilfe und Rat bei
    Spezialisten.
  • Lassen sie dieses Wissen in die Erziehung der nächsten Generation einfließen
  • Planen Sie ihre Freizeit und ihr Berufsleben. Lassen Sie Training/ Sport und
    gesundem/gutem Essen einen ausreichenden Platz darin.
  • Bleiben sie gesund